Couchsurfing Daniela Benzin

Die Serie ist in Leipzig auf einer Couch in den ISO-Studios entstanden.

Thomas Gauck: Daniela, erzähl uns doch etwas über dich? Woher kommst du, was machst du so?

Daniela Benzin: Ich bin 31 Jahre jung und wohne in einem kleinen aber feinen Städtchen 30km südlich von Nürnberg, Hilpoltstein. Beruflich bin ich im öffentlichen Dienst tätig und verbringe meine Freizeit am liebsten draußen in der Natur.

Thomas: Das heißt, du fotografierst/portraitierst gerne outdoor?

Daniela: Absolut. Da ich einen natürlichen Bildstil bevorzuge und ich dazu nur vorhandenes Licht verwenden möchte, bietet sich das sehr gut an. Bei schlechtem Wetter oder bei sinnlicheren Bildern bin ich aber auch gern mal drinnen. Es kommt da auch immer darauf an, wen ich und welches Thema ich fotografieren möchte.

Thomas: Dennoch portraitierst du auch gerne mal indoor – wie deine Serie Couchsurfing zeigt …?

Daniela: Die Serie ist in den ISO-Studios in Leipzig entstanden. Bei meiner Shootingtour in Leipzig wollte ich unbedingt dieses Studio besuchen. Ein bestimmtes Model hatte ich dazu dann auch schon im Kopf.
Das Studio 70 ist recht hell und war genau passend für meine available Light Aufnahmen. Im Studio stand dann diese Couch und so hat sich das mehr oder weniger ganz zufällig ergeben.
Lustigerweise waren wir uns wegen dem Muster und der Farbe des Bodys nicht so sicher aber wie sich im Nachhinein zeigt, harmonieren die Farben ganz wunderbar miteinander.

Daniela Benzin

Thomas: Du kommst gerade aus Schweden, richtig? Erzähl mal – hast du dort auch Portraits fotografiert?

Daniela: Ich war in Südschweden, genauer gesagt in Skåne unterwegs. Ich habe dort keine Portraits fotografiert. Dadurch, dass ich nun einen anderen Schwerpunkt habe, war das für mich nicht mehr interessant. Außerdem wollte ich diesmal keinen Fotourlaub machen sondern einen Urlaub mit ein paar schönen Fotos :-)

Die Landschaft dort ist einfach so entspannend, ruhig und gleichzeitig schön, dass ich kein Gesicht brauche um etwas festzuhalten.

Thomas:  Du hast mir mal gesagt, dass du deinen Portrait-Stil komplett ändern wirst. Was waren die Auslöser dazu und in welche Richtung möchtest du dich verändern, Daniela?

Daniela: Es gab eigentlich schon immer „Auslöser“, das Machen und Überwinden ist eher das Problem. Ich habe angefangen zu fotografieren, bin bei Portraits hängen geblieben und habe mich wohlgefühlt. Doch das ständige Suchen nach neuen Gesichtern und Persönlichkeiten, die man im Nachhinein dann überall sieht hat mich irgendwie frustriert. Auch wenn man dann irgendwie immer dasselbe sieht.

Der größte Auslöser jedoch bin/war ich selbst. Die Fotografie ist ein kreativer Teil von mir und deshalb will ich Bilder machen, die auch einen Teil von mir zeigen. Hübsche Gesichter bringen mir einfach nichts mehr, denn was hat dieses Bild mit mir zu tun?

Meine neue Richtung wird nackter und weniger gesichtsreduziert. Nackt deshalb, weil es dem Bild die nötige Tiefe verleiht und weniger Gesicht, weil es auf das Gesamtbild ankommt. Ich bin emotional, tiefgründig, mags schon immer etwas dunkler und melancholischer und will, dass man das auch sieht. Zudem will ich mich etwas vom digitalen Hype entfernen und zukünftig meine Serien auf analogen Film bannen. Das gibt dann meinem neuen Schwerpunkt noch den letzten Schliff.

Thomas: Wie sind deine Erfahrungen mit der analogen Fotografie … welche Kamera(s) und Film(e) verwendest du, wo läßt du entwickeln und warum dort? Was begeistert dich an der analogen Fotografie besonders?

DanielaIch liebe Film. Ich liebe die Überraschung und das ‚Klicken‘. In meiner Jugend habe ich schon meine Canon AE-1 Program und die Canon EF mitsamt lichtstarker Objektive bekommen. Damals konnte ich leider nichts damit anfangen und mir war das alles zu kompliziert.
Nach meinen digitalen Anfängen 2012 kam dann so nach und nach der Gedanke die analogen Kameras rauszuholen und zu schauen wie das denn funktioniert. Und mittlerweile freue ich mich wirklich sehr, dass ich so wunderbare Stücke in meinem Besitz habe. Meine Lieblingskamera, die ich meistens dabei habe, ist die Canon AE1-Program. Mit dieser mach ich 90 % meiner analogen Bilder. Auch habe ich meine ganzen Reisen z. B. Norwegen, Cuba und jetzt Schweden mit ihr fotografiert. Ich weiss gar nicht, wie oft ich mit der Kamera schon wogegen gelaufen bin und der Objektivdeckel ist mir bestimmt auch schon hunderte Male runtergeflogen, sogar im Flugzeug. Aber die alten Kameras sind hart im nehmen und das mag ich.
Abgesehen davon fotografiere ich noch mit der Canon EF. Habe aber noch ein paar andere Kameras zuhause z. B. eine Exa, Minox, Arette 1B und Braun Paxette. Eins meiner Lieblingsstücke ist auch noch meine Mittelformat die Zenza Bronica ETRS. Mittlerweile bringen auch Bekannte mir Kameras vorbei, die aus einem Nachlass auftauchen oder einfach nicht mehr gebraucht werden.

Bei Filmen experementiere ich noch so ein bisschen bin aber bei Ilford und Kodak hängen geblieben. Ich liebe den Ilford HP5 und den Kodak Portra 160. Jedoch habe ich für Schweden z. B. den Ektar 100 genommen. Ab und an probiere ich auch abgelaufene Filme aus und lass mich einfach überraschen. Es kommt auch immer stark darauf an, was ich fotografieren möchte. Da ich mit meinen Serien mich nun mehr in der s/w Schiene bewege, fühle ich mich aktuell mit einem Ilford gut aufgehoben.

Entwickeln lasse ich aktuell bei MeinFilmLab, die in Hürtgenwald ansässig sind. Es ist unkompliziert, die Leute unterstützen einen und man hat das Gefühl dort gut aufgehoben zu sein.
Irgendwie freuen sich alle mit, wenn man einen Film schickt und auf die Ergebnisse wartet. In Nürnberg gibt es aber auch ein Labor für s/w Filme und das werde ich mal besuchen. Ich würde sehr gerne meine Filme selbst entwickeln in der Zukunft.

Die analoge Fotografie hat was zeitloses und keinen doppelten Boden. Es ist so wie es ist. Und es ist wunderbar entschleunigend. Zudem wählt man sorgfältig Momente aus und Film hat einfach einen gewissen Charme.

Bei mir ist das einfach so. Es gibt zwar iBooks aber ich habe gerne noch Bücher in der Hand und rieche die Seiten. Man kann Musik online kaufen oder auf CD aber richtig geile Alben hole ich mir auf Vinyl. Ich kann mit nem fetten Reisemobil in den Urlaub fahren aber ich war mit nem T3 stilecht unterwegs. Und so ist es mit der analogen Fotografie. Klar, kann ich digital fotografieren, aber richtig Spaß hab ich erst mit nem Film in der Hand :)

Thomas: Im Raum Nordbayern kennt man dich auch, weil du regelmäßige Gruppentreffen organisierst – Treffen, bei denen die Anonymität fällt und Fotografen untereinander sowie mit potenziellen Portrait-Modellen ins Gespräch kommen können. Wie kam es dazu?

DanielaDas kam damals aus der Not heraus. Ich war Anfänger und wusste nicht wie ich an potentielle Models kam. Eine entsprechende Gruppe habe ich bei Facebook nicht gefunden also hab ich erst einmal selbst eine gegründet. Am Anfang waren wir auch nicht viele Leute, doch mittlerweile sind wir gut über 1.000 und bei den Treffen (quartalsmäßig) sind immer zwischen ca. 25 und 30 anwesend. Jedesmal gibt es neue Gesichter und das Netzwerk vergrößert sich ständig. Ich bin für ein Miteinander, statt ein Gegeneinander und so helfen wir uns gerne gegenseitig. Es freut mich jedesmal, wenn anschließend positives Feedback kommt, gemeinsame Shootings entstehen und der ein oder andere mal ein Gesicht zu einem Namen hat. So kann man viel leichter auf Leute zugehen und unverbindlich ins Gespräch kommen.

Thomas: Wie ist es aus deiner Sicht, konkurrieren lokale Foto-Aktivisten (Fotografen benenne ich sie nicht) eher untereinander, oder sich ist die Szene durchwegs freundschaftlich gesinnt – ich denke, du kannst aus beiden Seiten berichten?

DanielaDas ist eine relativ schwierige Frage. Kommt auf die Sichtweise von ‚konkurrieren‘ an. Eigentlich haben wir hier in Franken schon ein sehr gut funktionierendes Netzwerk. Jedoch hat man natürlich immer ein paar „spezielle“ Leute, die es einem nicht einfach machen. Ich fokussiere mich jedoch da hauptsächlich auf mich und lasse das nicht mehr so an mich ran. Mir ist der Austausch und das Netzwerken mit anderen Foto-Aktivisten sehr wichtig und ich bin stets bemüht auf alle Rücksicht zu nehmen. Jedoch können wir hier in Franken schon recht eigen sein. Kontakte knüpfen fällt mir im Osten wesentlich einfacher als hier zuhause. Woran das wohl liegen mag? Trotzdem schätze ich hier unser Netzwerk sehr und freue mich darüber, dass wir überhaupt eins haben.

Thomas: Vielen Dank Daniela, wir freuen uns auf deine neuen Bilder!