Sensual SW-Portraits Jacek Klucznik

Thomas Gauck: Jacek, erzähl doch bitte etwas über dich, über deine Fotografie und wie bist du Portraitfotograf geworden?

Jacek Klucnik: Als Junge wollte ich immer malen aber alle Versuche scheiterten und ich musste feststellen, dass Malerei nichts für mich ist. Aber Bilder hatten mich immer noch fasziniert. Solche Bilder, die zuerst in meiner Fantasie entstehen – diese wollte ich mit anderen teilen! Dazu ist aber ein Medium notwendig. Was nun?
Da habe ich eine Möglichkeit gefunden die Bilder mit dem Licht zu malen und meine Liebe zur Fotografie wurde geboren!

In anderen Bereichen werden epische Werke für die Seele, die Musik für den Geist und Ohren erschaffen. Für das Auge bleiben die Bilder.

Der menschliche Körper ist das meist dargestellte Motiv in allen bildenden Kunstrichtungen. Körper und Seele kombiniert darzustellen, will ich versuchen.

Deswegen mein Traum, ein Frauenporträt zu schaffen, auf dem man die Persönlichkeit der porträtierten Person sieht, die offen und selbstbewusst und dennoch spielerisch und absorbierend, ihre Gedanken, ihre Emotionen, ihren Charakter aber auch ihr Weiblichkeit und ihre unwiderstehliche weibliche Schönheit offen legt. Die hier präsentierten Arbeiten sind Versuche diesen flüchtigen Eindruck einzufangen und in materielle Bilder zu schließen.

Thomas: Wie bereitest du dich auf ein Shooting vor? Besprichst du deine Ideen mit den Personen?

Jacek: Ständig suche ich nach interessanten Plätzen – bei Spaziergängen oder Fahrradfahren. Ich schaue auch bei anderen Fotografen, wo sie ihre Bilder gemacht haben. Ja, das will ich nicht leugnen – manchmal nutze ich auch solche Gelegenheiten! Dann versuche ich zu der Person, die ich fotografieren will, eine Location zuzuordnen. So gerne würde ich ein paar Tage früher das Model an jenem Platz sehen! Leider muss mein Vorstellungvermögen reichen. Die Idee die ich habe fängt bei der Location an. Die Person kommt erst dazu. Das Shooting-Gespräch findet natürlich immer statt, aber leider meistens erst am Tag der Aufnahmen. Sehr wenige Personen finden Zeit und Lust sich am Vortag zu treffen. Es ist sehr schade, da am meisten beim ersten Treffen nur ‚Testbilder‘ werden – selten werden die schon so exakt, wie ich mich vorgestellt hatte. Dazu kommt noch ‚das Unbekannte‘, eine neue Umgebung, neue Anforderungen, die ich dem Model stelle und eine unnötige Spannung bleibt in der Luft – mindestens am Anfang. Das Vertrauen von beiden Seiten muss erst aufgebaut werden. Bei einigen Leuten dauert es eben länger.

Thomas: Welche Bedeutung hat die Schwarzweiss-Bearbeitung bei deinen Arbeiten?

Jacek: Für mich ist die Welt schwarzweiß. Das ist meine Weltsicht. Es wird nur ein farbiger Filter darauf gelegt und 5% von unserer Augen sehen plötzlich farbig. Der Ursprung ist aber Licht und Schatten, Hell und Dunkel. So habe ich angefangen zu fotografieren – nur schwarzweiß. Die Farbe ist für mich nur ein zusätzlicher Effekt und nicht das Ziel. Die Strukturen des Bildes, die Aussagekraft, die abgebildete Formen oder Strukturen, die Emotionen – die haben mit Farbe nichts zu tun. Sie können durch Färbungen verstärkt oder geschwächt werden aber die Farbe kann nie ein Bild bilden oder gestalten – es ist nur ein Hilfsfilter. So sehe ich es.

Thomas: Woher beziehst du deine Inspiration – von anderen Fotografen, oder auch andere Medien?

Jacek: Viele Fotografen, die technisches Können, Ideen besitzen und fantastische Fotos veröffentlichen, bewundere ich. Ob ich auch die Idee von denen verwende? Bestimmt, aber eher unbewußt und nicht direkt. Das was mich in einem Bild fasziniert versuche ich mir zu merken – was für ein Gefühl hatte ich, als ich das erste Mal das Foto gesehen habe und dann versuche ich auch das Gefühl bei meiner Fotografie zu erreichen. Wenn das die Inspiration von anderen Fotografen ist – dann antworte ich mit ja. Der Film hat für mich ganz andere Bedeutung – bewegte Bilder faszinieren mich zwar, aber da sehe ich keine Inspiration für meine Bilder, obwohl sehr viele Beleuchtungstechniken gerade von der Filmbranche kommen. Bleibt noch Musik – das ist auch meine Leidenschaft – sowohl die klassische als auch die populäre Musik. Ich spiele gerne Gitarre und Klavier – leider immer seltener…

Thomas: Wie wichtig oder unwichtig ist dir Kameratechnik?

Jacek: Die Technik ist sehr hilfreich, wenn man ein bestimmtes Ziel erreichen möchte. Das Ziel muss aber da sein, sonst kann die beste Technik nicht helfen. Ich liebe lichtstarke Objektive, bei denen viel Spielraum für Tiefenschärfe vorhanden ist. Aber das ist nur ein Mittel zum Zweck und nicht umgekehrt.

Thomas: Was (in etwa) sind deine nächsten Pläne? Wo wird man deine Frauenportraits auf Ausstellungen sehen können?

Jacek: Angeblich, wenn der Mensch Pläne macht, lacht der liebe Gott. Aber Pläne mache ich trotzdem! Ich würde gerne eine Ausstellung mit einem/einer Mitstreiter/Mitstreiterin machen, bei dem oder bei der die unterschiedliche Ansichten des gleichen Thema gezeigt und beurteilt werden. Erste Pläne für so eine „Streitausstellung“ sind schon da und ich hoffe, dass sie in absehbarer Zeit stattfindet. Ich beschäftige mich auch mit der Organisation der Fotoausstellungen von anderen Fotografen in der Räumlichkeiten des Krakauer Hauses in Nürnberg. Wenn jemand sein fotografisches Können unter Beweis stellen und eine Ausstellung seiner Werke organisieren möchte, ist herzlich zum Gespräch eingeladen.

Thomas: Wie stehst du zur Bildbearbeitung – geht es auch ohne, was sind deine Tools und deine Vorgehensweisen?

Jacek: Ein Werkzeug so gut ist wie der Fotograf es nutzen kann. Es gibt keine bessere oder schlechtere Software. Es hängt alles vom Ergebnis ab – wenn dies stimmt, dann stimmt auch die Bildbearbeitung und die ausgewählte Software. Es ist doch auch nicht so wichtig mit welchen Pinseln die Mona Lisa gemalt wurde, oder? Meine Hauptsoftware ist Lightroom. Vor allem, um Bilder zu verwalten, für das Auswählen der Fotos und die Zuschneidung. Kleine Anpassungen von Belichtung, WB usw. – so, dass das Bild etwas „besser“ aussieht. Für mich „besser“. In der Kamera habe ich alle mögliche Bildveränderungen oder Anpassungen ausgeschaltet – es sollte, soweit bei den digitalen Aufnahmen möglich, „negativartig“ aufgenommen werden. Für besondere Anlässe nutze ich auch PS.

Thomas: Welchen ultimativen Tipp oder Motto gibst du Newcomer-Fotografen?

Jacek: … viele Bilder von alten Meistern anschauen – sowohl Maler, als auch Fotografen mit eigenen Werken vergleichen – Ähnlichkeiten oder Gegensätze suchen und beabsichtigte Bildstimmungen der Meister erkennen. Wenn man soweit ist, dann kann man anfangen nach eigenem Stil zu suchen. Der Stil ist aber nicht die Technik oder besondere Bearbeitungsart – Stil ist eine eigene, gewollte Stimmung, die die Fotografien ausstrahlen. Das sollte das Ziel sein. Ich bin immer noch am Anfang des Weges – ich versuche die Stimmung zu erzeugen.

Thomas: Vielen Dank Jacek – ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg!