Leila Alaoui: Die Video-Installation ‚Crossings‘ die die Reise von Schwarzafrikanern beginnend von ihrer Heimat nach Marokko beschreibt, ist das Ergebnis einer 4-monatigen intensiven Beschäftigung mit dem Thema – in der Form eines teilnehmenden Betrachters, als ich deren tägliches Leben in unpriviligierten Vierteln in Marokko begleitete. Mir wurde erst durch die Hilfe von lokalen Aktivisten, die bereits mit Migranten arbeiteten, der Zugang zu Ihrer Gemeinschaft gestattet. Gerade zu Beginn war es sehr schwer, weil die Migranten befürchteten mich mit marokkanischen Beamten zu sehen. Sie hätten in diesem Fall einfach gefangengenommen und deportiert werden können, dazu reicht es, wenn sie mit Journalisten oder Fotografen sprechen. Ich denke, sehr langsam gewann ich deren Vertrauen, weil ich nach und nach ihre Anliegen in Marokko verteidigte und weil ich Workshops mit jungen Migranten und Flüchtlingen leitete. Aber ich denke, was wirklich das Eis brach, dass ich Zeit mit ihnen verbrachte, ich mich zu Ihnen setzte, mit ihnen aß und ihren Geschichten lauschte. Ich war kein Journalist, der für ein paar Tage kam und dann wieder verschwand. Ich zeigte echtes Einfühlungsvermögen und Respekt, und das fühlten sie. Trotz der Traurigkeit in Anbetracht ihrer Situation, hatten wir fröhliche Momente zusammen. Sie wurden meine Freunde und ich habe zu vielen mit denen ich noch heute in Kontakt bin, eine starke Bindung. Wenn wir Flüchtlinge in den Nachrichten sehen, vergessen wir, dass es sich dabei um menschliche Wesen mit Stolz und Individualität handelt. Einige von ihnen hatten eine sehr gute Ausbildung, hatten aber keine andere Wahl. Sie mussten Kriegen und Leid entkommen und versuchen ihre Familien zu retten.